War schon immer so
Ob unter Wasser, an Land und in der Luft. Es passiert täglich tausendfach. Überall kann man es beobachten. Es ist die Notwendigkeit für das Überleben des Einen und geht einher mit dem Verschwinden des Anderen. Seit Urzeiten werden die Kleinen von den Großen gefressen. Von Plankton bis Panter, von Kröte bis Kobra und von Axolotl bis Adler. Alle fressen oder werden gefressen. Es beginnt beim Kleinstlebewesen, durchwandert die Nahrungskette und endet bei den Großen.
Fressen und gefressen werden. Ein riesiger Tumult des Einverleibens, des Vertilgens, Mampfens, zu Gemüte führens, des Verschlingens, Verzehrens oder des Verspeisens. Was Kleines verschwindet in etwas Großen. Die Maus in der Katze, der Fisch im Maul eines größeren Fisches und das Flugzeug im Schnabel eines Vogels. So wie es schon immer war in der Natur, in dieser Wildnis.
Der Furz des Lebens
Irgendwann im Laufe der Geschichte entwickelte sich in Mitten dieser Fress-Orgie ein Lebewesen heraus, welches anfing sich gegen diese barbarische Wildnis zu wehren. Es baute sich über die Jahrtausende eine eigene Welt auf und erklärte alles um sich herum zum Eigentum. Die Welt dieses Lebewesens breitete sich immer weiter aus. Heute lebt es überall. Es gab sich sogar einen Namen, welcher ihm von allen anderen Lebewesen unterscheiden und sogar eine Sonderstellung geben soll. Es nennt sich selber: Mensch.
Nein, nicht Tier. Tiere sind wild und gehören hinaus in die Natur. Dieses Menschlein will sich distanzieren von all dem Wilden da draußen. Es lebt in seinem selbst geschaffenen Biotop zwischen Technologie und Fortschritt. In einer Welt, in der dieses Menschlein alles an sich reißt. Es verschlingt, vertilgt und verzehrt alles um sich herum. Eine riesige Orgie des Einverleibens, des Vertilgens, Mampfens, zu Gemüte führens, des Verschlingens, Verzehrens oder des Verspeisens wurde von diesem einen Wesen in Gang gebracht. Mit einer gigantischen Überheblichkeit frisst es sich quer durch die Welt und bemerkt nicht, dass es nur ein kleiner Furz in der riesigen Wolke des Lebens ist, in der alle von Allen abhängig sind.
Die Kunst
In den Gemälden von Thomas Guggemos werden in seiner Serie „Nature strikes back“ die Verhältnisse neu aufgeteilt. Hier ist der Mensch nicht mehr als ein Glied in der Nahrungskette. Er wird gleichgestellt mit all dem was ihn umgibt. Hier sieht er, dass ihm ein Zacken aus der Krone der Schöpfung gebrochen ist und muss feststellen, dass die Grundlage seines Seins doch die Natur ist.